Preußen
Das nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges aus einer Fusion der Mark Brandenburg mit dem Herzogtum Preußen hervorgegangene, von der Dynastie der Hohenzollern regierte und 1701 zum Königtum erhobene Land Preußen entwickelte sich im 18. Jahrhundert rasch zur Vormacht im Deutschen Bund. Im 19. Jahrhundert stieg es zu einer der führenden Mächte Europas auf Zum Zeitpunkt der Reichsgründung fast das gesamte Deutschland nördlich der Mainlinie umfassend, blieb Preußen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik der mit Abstand größte Einzelstaat, auf den etwa zwei Drittel der Einwohner und des Territoriums entfielen.
Galt das Königreich vor und während der von Bismarck und Wilhelm II. geprägten Kaiserzeit als Hort der demokratiefeindlichen Kräfte, wurde der Freistaat Preußen nach 1919 zu einem Bollwerk der Republik. Anders als im Reich und in anderen Ländern hielten die demokratischen Parteien hier im Landtag bis 1932 dauerhaft eine Mehrheit. 1932 wurde die preußische Regierung mittels einer verfassungswidrigen Notverordnung abgesetzt und dem Reich übertragen (Preußenschlag), 1933 ging das Land im → nationalsozialistischen Einheitsstaat auf. Mit der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg und der Abtretung der östlich von Oder und Neiße liegenden Gebiete an Polen hörte Preußen 1945 de facto auf zu existieren. Seine förmliche Auflösung erfolgte durch ein Kontrollratsgesetz der Aliierten am 25. Februar 1947.
© Frank Decker (Universität Bonn)