Die Wettbewerbe
Erster Wettbewerb
Die Gestaltung des Freiheits- und Einheitsdenkmals sollte im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbs bestimmt werden. Die Umsetzung dieses Wettbewerbs wurde dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung übertragen. Als Leitlinie für die Künstlerinnen und Künstler galt: „Das Denkmal für Freiheit und Einheit soll zugleich die freiheitlichen Bewegungen und die Einheitsbestrebungen der vergangenen Jahrhunderte in Bewegung rufen und würdigen. Es soll als nationales Symbol in der Mitte der deutschen Hauptstadt errichtet werden. Seine Aussagekraft und Wirkung sollen sich über die Form und Gestalt entfalten. Auf andere Städte, vor allem auf Leipzig, das eine herausragende Rolle bei der friedlichen Revolution spielte, soll Bezug genommen werden.“
Das Umfeld des zukünftigen Denkmals befand sich 2009 noch in der städtebaulichen Entwicklung. Dennoch reichten 533 Teilnehmende ihre Ideen für die Ausgestaltung des leeren Denkmalsockels im Rahmen des ersten Wettbewerbs ein. Die Entwürfe zeigten unterschiedliche künstlerische Interpretationen und fanden ein lebhaftes Echo in der deutschen Medienlandschaft und Öffentlichkeit. Hinsichtlich der künstlerischen und inhaltlichen Ansprüche zur Darstellung der deutschen Freiheits- und Einheitsgeschichte konnte jedoch kein Entwurf die Jury vollends überzeugen. So wurde der Wettbewerb ohne Siegerentwurf im April 2009 beendet.
Zweiter Wettbewerb
Im Februar 2010 erfolgte eine erneute Ausschreibung für das Freiheits- und Einheitsdenkmal. Ausgehend von den Erfahrungen des ersten Wettbewerbs wurde dieses Mal eine präzise Erwartungshaltung formuliert. Gewünscht wurde „ein von der Materialität und Beschaffenheit her dauerhaftes und immobiles Denkmal, welches hinsichtlich Aussage und Gestalt nachhaltig ist." Es sollte ein „Bürgerdenkmal“ für die mutigen Demonstrationen im Herbst 1989 und die Wiedererlangung der deutschen Einheit werden, das ohne umfangreiche Erläuterungen verständlich wäre, und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein. Erwartet wurden zudem Vorschläge, wie mit den vorhandenen historischen Spuren umgegangen werden soll. Eine Rekonstruktion des ehemaligen Nationaldenkmals mit Kolonnaden erschien den Ausrichtern als problematisch.
In dem offenen Bewerberverfahren beteiligten sich zunächst 386 Teilnehmende, von denen 33 für den Wettbewerb ausgewählt wurden. Am Ende reichten 28 Künstler und Architekten ihre Entwürfe zur Prüfung der Jury ein. Am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober 2010, präsentierte Bernd Neumann, der damalige Staatsminister und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die drei Preisträger: Professor Stephan Balkenhol für den Entwurf eines knienden Mannes, Professor Andreas Meck für den Entwurf eines Buchstaben- und Wörterdaches, das Losungen der Revolution formt, und die Agentur Milla & Partner gemeinsam mit Sasha Waltz für ihren Entwurf einer riesigen Waage.
Der Siegerentwurf
Im April 2011 wurde der von Milla & Partner zusammen mit Sasha Waltz eingereichte Beitrag schließlich zum Sieger des Wettbewerbs erkoren. Die Denkmalgestaltung mit dem Titel „Bürger in Bewegung“ ließ sich von drei Grundgedanken leiten:
- „Die mutigen Bürger der friedlichen Revolution von 1989 sind die Basis unserer heutigen Freiheit und Einheit. Das Denkmal will auch ein Vermächtnis und eine Aufforderung für nachfolgende Generationen sein und öffnet sich nach oben, zur Zukunft hin.
- Das Denkmal lädt nicht zur Betrachtung von außen ein, sondern will betreten werden, der Bürger von heute steht dann im Mittelpunkt, wird selber Teil des Denkmals.
- Wenn sich die Menschen in einer größeren Gruppe verständigen, können Sie das Denkmal bewegen. Freiheit und Einheit sind keine dauerhaften Zustände, sondern müssen stets neu gestärkt und definiert werden, sie erfordern ständiges Engagement."