Brandenburger Tor

Das Brandenburger Tor ist heute ein Symbol der deutschen Einheit. Als es im August 1791 eröffnet wurde, war es jedoch „nur“ das größte und prächtigste Tor in der Berliner Stadtmauer – und ein Prunkbau am Ende der bekannten Straße „Unter den Linden“. Entworfen wurde es vom Architekten Carl Gotthard Langhans, der sich vom antiken Griechenland inspirieren ließ. Dementsprechend ist das Brandenburger Tor eines der ersten klassizistischen Bauwerke Berlins. Ab Mitte 1793 krönte eine Quadriga das Tor: ein von Pferden gezogener Wagen, geführt von der römischen Siegesgöttin Viktoria.

Symbolischen Charakter erhielt das Brandenburger Tor erst im Laufe der Jahrhunderte. Eine wichtige Station in der Geschichte des Bauwerks ist die Niederlage Preußens durch Frankreich. Im Oktober 1806, nach dem Untergang der preußischen Armeen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt, ritt Napoleon Bonaparte durch das Brandenburger Tor in Berlin ein. Napoleon ließ die Quadriga abmontieren und als Siegestrophäe nach Paris bringen. Erst im Sommer 1814, nach den Befreiungskriegen und dem Einmarsch preußischer Truppen in Paris, kehrte sie wieder zurück nach Berlin. Bei ihrer Restaurierung erhielt die Viktoria ein neues Siegeszeichen: ein Zepter mit dem preußischen Adler und dem vom König 1813 gestifteten Eisernen Kreuz. Unter reger Anteilnahme der Bevölkerung zogen am 7. August 1814 die aus Frankreich zurückkehrenden Truppen feierlich durch das Brandenburger Tor in Berlin ein.

Am Abend des 30. Januar 1933 nutzten die Nationalsozialisten das Brandenburger Tor als Kulisse für einen Fackelzug, mit dem sie die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler feierten.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs verlief die Sektorengrenze direkt vor dem Brandenburger Tor. Seit dem 13. August 1961 erstreckte sich hier die Berliner Mauer, an der symbolisch die Blöcke im Kalten Krieg aufeinandertrafen. Internationale Bekanntheit erhielt das Brandenburger Tor in diesem Zusammenhang durch US-Präsident Ronald Reagan. Bei einem Besuch in West-Berlin im Juni 1987 forderte Reagan vom sowjetischen Staatsführer Michail Gorbatschow „Tear down this wall!“ („Reißen Sie diese Mauer nieder!“). Am 9. November 1989 wurde das Brandenburger Tor zum Schauplatz der Friedlichen Revolution, als viele Ost-Berliner und Ost-Berlinerinnen die Mauer besetzten.

Vielen ist heutzutage das Brandenburger Tor und die davorliegende „Straße des 17. Juni“ als Schauplatz der Fanmeilen bekannt. Während der Europa- und Weltmeisterschaften im Fußball verfolgen hier hunderttausende Fans die Spiele der deutschen Nationalmannschaft.

© Prof. Dr. Frank Decker (Universität Bonn)

Bild: Deutsche Gesellschaft e. V. 

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